Uwe Schinn erzählt Geschichten, Miniaturepen vorwiegend von Musikern, aber auch von anderen Künstlern. Dieses Erzählen vollzieht sich jedoch nicht mit den Mitteln der Literatur, sondern mit Mitteln der Skulptur bzw. der bildenden Kunst. Ausgangspunkt für diese Narrationen ist stets ein konkreter geschichtlicher Moment, etwa der Tod von Nena-Entdecker Carlo Karges, die Aufnahme des Köln Concerts von Keith Jarrett im Kölner Opernhaus oder die Äußerungen John Kennedys, Vorsitzender der International Federation of Phonographic Industries, über den Kampf gegen Musikpiraterie. Die dabei entstehenden Arbeiten sind formal gesehen autonome Skulpturen, denen als Subtext geschichtliche Verortungen in der Pop-Kultur eingeschrieben sind. Carlo Karges etwa wird repräsentiert durch einen rot lackierten Schmetterling, der angelehnt an die Form eines Piano Fortes und mit schallisolierendem Akustikschaumstoff ausgeschlagen, gleichsam zwischen den Zuständen „Musikinstrument“, „Hausbar“ und „Sarg“ hin- und herflattert. Karges’ bekannteste Liedzeile „Wer Schmetterlinge lachen hört, der weiss wie Wolken schmecken“ ist der Arbeit ebenso eingeschrieben wie der Umstand, dass Karges sich im Jahr 2001 buchstäblich todgetrunken hat.
Inhaltlich handeln Schinns Arbeiten oft von einer Dekonstruktion überlieferter Künstlerbilder und -images bzw. von Kunstproduktion als solcher. Momente wie die Einspielung des Köln Concert als eines der meist verkauften Jazz-Albums werden eher ironisch hinterfragt, als dass ihnen ehrfurchtsvoll gehuldigt würde. Hierzu schlüpft der Künstler von Zeit zu Zeit auch selbst in Rollen, um auf der Einladungskarte zur Ausstellung „The Köln Concert“ als Keith Jarrett zu posieren, der jedoch nicht am Flügel sitzt, sondern über eine Werkbank gebeugt eine Flasche Kölsch vor Augen hat. Ein oft wiederkehrendes Moment Uwe Schinns Arbeit sind visuelle Ambivalenzen und „Double Binds“. Verchromte Bowlingkugeln, auf denen die kämpferischen Äusserungen Kennedys eingeritzt sind, verweisen ebenso auf Spaß- und Freizeitaktivitäten – auf Sportsgeist –, wie sie als Kanonenkugel angesehen werden können.
Seine bildhauerische Herkunft liegt in der Auseinandersetzung sowohl des öffentlichen, als auch des privaten Raumes. Infragestellungen und Dekonstruktivismus stellen auch in diesem Zusammenhang den Schwerpunkt seiner frühen Arbeiten dar. Die architektonischen Elemente finden sich zum Teil in Schinns neuen Arbeiten wieder, wie z.B. die miniaturisierten Logen der Kölner Oper in der Arbeit „The Köln Concert“. Jedoch hat sich der inhaltliche Schwerpunkt verschoben. Eine Arbeitsweise, die den Betrachter herausfordert.
Tarnished Soul 02
Video
Tarnished Soul 01
Video
The Köln Concert
Installation
Born this Way
Einzelausstellung
Vanity Ladies
Skulpturen
Haus der Mitte
Gruppenausstellung
The Message
Skulptur
Vom Subjekt Zum Adjekt
Einzelausstellung
Notice-and-Take-Down
Skulptur
Secret Meeting In The Bottom Of My Brain
Skulptur
If You Can’t Stand The Heat, Get Out Of The Kitchen
Gruppenausstellung
Ich bin ich, er ist er
Installation
Jakobsleiter
Installation
Twister
Installation
Der Künstler erzählt Geschichten, Miniaturepen vorwiegend von Musikern, aber auch von anderen Künstlern. Dieses Erzählen vollzieht sich jedoch nicht mit den Mitteln der Literatur, sondern mit Mitteln der Skulptur bzw. der bildenden Kunst. Ausgangspunkt für diese Narrationen ist stets ein konkreter geschichtlicher Moment, etwa der Tod von Nena Entdecker Karlo Karges oder die Entstehung des Lady Gaga Kultes in einer vollkommen virtualisierten Welt. […]
Born this Way
Text zur Ausstellung, Autor: Berthold Pott
Die Galerie Kai Hoelzner zeigt die Ausstellung „Haus der Mitte“ mit Andreas Gehlen, Stephan Gripp, Klaus Kleine, Alexandra Hopf, Svenja Kreh, Phillip Maiwald und Uwe Schinn.Das Haus der Mitte, ein Jugendzentrum in der Berliner „Gropiusstadt“, war der Ort, an dem Christiane F. zum ersten Mal mit Drogen in Kontakt kam. Ganz im Gegensatz zu den Erwartungen seines Leiters, des Pfarrers Jürgen Quandt, der politische […]
Haus der Mitte
Text zur Ausstellung, Autor: Kai Hoelzner
„Und nach längerem Schweigen sagte Heilmann, daß Werke wie jene, die aus Pergamon stammen, immer wieder neu ausgelegt werden müßten, bis eine Umkehrung gewonnen wäre und die Erdgeborenen aus Finsternis und Sklaverei erwachten und sich in ihrem wahren Aussehen zeigten.“Eine der interessanteren Wendungen der jüngeren Geschichte war das Erringen der, wenn nicht Diskurs-, so doch Kulturhoheit durch jene Klassen, die in früheren […]
If You Can’t Stand The Heat, Get Out Of The Kitchen
Text zur Ausstellung, Autor: Kai Hoelzner
Mit seiner Installation „The Köln Concert“ delokalisiert Uwe Schinn eine Gruppe von Theaterlogen des von Wilhelm Riphahn in den späten 50ern erbauten Kölner Opernhauses auf die Galerie des Zentrums Kreuzberg. Ihnen beigesellt sind Fotografien, auf denen Schinn typische Gesten des Jazz-Musikers Keith Jarrett imitiert, der seine Konzerte stets als Auftritte eines hoch sensiblen Künstler-Genies inszeniert und der wegen einfacher Huster […]
The Köln Concert
Text zur Ausstellung, Autor: Kai Hoelzner
Notice-and-take-down attackiert das Vorgehen der Musikindustrie im Internet: Illegal vertriebene und erworbene Musik wird mit einem Programm, das ständig das Netz absucht, ausfindig gemacht und zur Anzeige gebracht. Die sieben Bowlingkugeln aus Edelstahl, die alle gleich groß und gleich schwer im Raum verteilt sind, weisen ebenfalls Zitate auf, zwei davon von John Kennedy, dem Vorsitzenden der International Federation of Phonographic Industry, der sich für […]
Notice-and-Take-Down
Text zur Arbeit, Autor: Diedrich Diederichsen, Monika Holzer-Kernbichler
Uwe Schinn präsentiert eine Gruppe von Installationen, in deren thematischem Zentrum die Verwandlung als zentrales Moment von Produktion steht: Ein mit Schallschutz-Absorber ausgeschlagener, signalroter Schmetterling in Dimension und Machart eines Piano Fortes, eine Folge von Fotokopien, die den frühesten heute noch aktiven Disney-Charakter „Kater Karlo“ zeigen, und eine Reihe von Kleiderhaken, an denen die schlaffen Schatten psychedelischer […]
Vom Subjekt Zum Adjekt
Text zur Ausstellung, Autor: Kai Hoelzner
The Message ist das bekannteste Stück einer frühen HipHop-Truppe namens Grandmaster Flash & The Furious Five. Nur hatte Grandmaster Flash, bürgerlich Joseph Saddler, nichts, aber auch gar nichts mit der Aufnahme zu tun. Flash ist ein DJ und die Plattenfirma Sugar Hill, das erste HipHop-Label überhaupt, konnte nicht damit umgehen, dass die Musik zu den Raps von anderen, bereits fertigen Schallplatten kommen sollte und heuerte eine Studioband an, die […]
The Message
Text zur Arbeit, Autor: Diedrich Diederichsen, Monika Holzer-Kernbichler